Der Ministerrat hat sich gegenüber den Gemeinden nicht durchsetzen können. Da half auch nicht, dass der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell die „inakzeptable Lage“ beschwor. Auch er musste wie der Sicherheitsminister klein beigeben.
Jetzt soll das Lager Lipa also im Beisein der Migranten nach und nach winterfest gemacht werden. Angesichts der Lage sei die EU bereit, zusätzliche 3,5 Millionen Euro für humanitäre Hilfe an Bosnien zu zahlen, heißt es aus Brüssel. Diese würden zu den 4,5 Millionen Euro hinzukommen, die bereits im April 2020 zugesagt worden waren.
Am Limit
Als die Delegation am Sonntagnachmittag wieder abfuhr, waren die Menschen enttäuscht. Manche sind in den Hungerstreik getreten. Ob die IOM, deren Mitarbeiter aus Protest gegen die haltlosen Zustände in Lipa am 21. Dezember aus dem Lager abgezogen sind, die Versorgung der Migranten wieder aufnimmt, ist noch nicht sicher.
So bleiben nur NGOs wie das Rote Kreuz Bihać oder SOS-Bihać, die versuchen, die kleineren Spenden aus dem In- und Ausland an die Migranten in Lipa und in den Wäldern zu verteilen. Die teils freiwilligen Mitarbeiter sind an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, die Organisationen brauchen dringend Spenden.
Der Ruf vieler Migranten nach Hilfe von der EU wird wohl ungehört bleiben. Nach der Äußerung von CDU-Vorstandskandidat Friedrich Merz, Deutschland werde keine Migranten aufnehmen, forderten humanitäre Organisationen in Deutschland immerhin das Gegenteil.
by Xavier Cuesta – European Correspondent – TN